Kapitel 12 des Laozi

Chinesischer Text

 lìngrénmáng;  
yīn lìngréněrlóng;  
wèi lìngrénkǒushuǎng
chíchěngtiánliè, lìngrénxīnkuáng
nánzhīhuò, lìngrénxíngfáng.
shìshèngrénwéiwéi.
.

Übersetzung

Die fünf Farben machen die Augen des Menschen blind;
Die fünf Töne machen die Ohren des Menschen taub;
Die fünf Geschmacksrichtungen stumpfen den Geschmack des Menschen ab;
Wildes Reiten und Jagen machen das Herz des Menschen wahnsinnig;
Seltene Güter behindern das Handeln des Menschen.
Daher pflegt der Weise sein Inneres und nicht seine Augen.
Deshalb lehnt er jenes ab und wählt dieses.

Anmerkungen

C: Dieses Kapitel soll zeigen, dass der Mensch sich von der Verführung äußerer Dinge befreien muss, um innere Vollkommenheit zu erreichen. Laut 平子類編 Píng Zǐ Lèi Biān, Buch XCVII, Zeile 1, sind die fünf Farben: Blau, Rot, Gelb, Weiß und Schwarz.

Wörtlich: „machen die Augen der Menschen blind“.

C: Die fünf musikalischen Töne gōng, shāng, jué, zhǐ und .

Wörtlich: „machen die Ohren der Menschen taub“.

C: Süß, scharf, sauer, salzig und bitter.

Wörtlich: „machen den Mund der Menschen irren“.

Wörtlich: „machen das Herz des Menschen wahnsinnig“.

Ich bin 河上公 Héshàng Gōng, der das Wort fáng als „verletzen, schaden“ erklärt.

C: Nur der Weise kennt das rechte Maß und weiß, wie man zufrieden sein kann. Die Worte 為腹 wéi fù bedeuten „sein Inneres füllen (wörtlich ‚seinen Bauch‘)“, d.h. seine fünf Naturen bewahren, seine sechs Leidenschaften vertreiben, seine Lebensenergie mäßigen und (E) seine Geister nähren.

B: Der Ausdruck 不為目 bù wéi mù, „er pflegt nicht seine Augen“, bedeutet, dass er nicht danach strebt, seine Augen durch äußere Dinge zu erfreuen, aus Furcht, sein Herz zu beunruhigen. Er lehnt Dinge ab, die nur eine reiche und glänzende Oberfläche haben, und sucht einzig die inneren Reichtümer des Herzens, die allein wahr und beständig sind.